Schwedisch – Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann als Überraschungsgast

Bekanntes Gesicht, bekannter Name und bekannte Stimme – das erlebten wir während unserer Schwedisch-Lektion vom 5. Mai 2020: Bruno Kaufmann war unser Überraschungsgast. Er ist unter anderem Nordeuropa-Korrespondent beim SRF.

Sieht man hier in der Schweiz Bilder aus Schweden mit vielen Menschen in Cafés und auf Plätzen, könnte man denken, das Leben dort sei vollkommen anders als hier bei uns, wo wir viel stärker eingeschränkt sind. Natürlich gibt es grosse Unterschiede zwischen Grossstädten und kleinen Dörfern – wie fast überall auf der Welt. In Städten wohnen mehr Menschen und die Ansteckungsgefahr ist grösser. Bruno ist als Korrespondent ein Vielreiser, gerade jetzt jedoch reist auch er nicht. Seine letzte Reise nach Björkliden am See Torneträsk in Nordschweden unternahm er im Februar. «In Arboga, wo ich wohne, ist fast alles wie immer. Alle Geschäfte sind geöffnet, es gibt keinen „lock down“ und wir sind es uns gewohnt, nicht zu nahe zusammenzurücken», meint Bruno. Er arbeitet zurzeit im Home-Office, alle Treffen und Diskussionen finden online statt. Trotzdem befürchtet Schweden eine höhere Arbeitslosigkeit, sie könnte von 5% auf 15% steigen.

Die Schweden haben ihre Gewohnheiten geändert und viele arbeiten von zuhause aus. Sie reisen weniger als vorher und im Land sieht man kaum Touristen. «Schweden sind Individualisten und Rationalisten», erzählt Bruno im Interview mit dem SRF Club. Und deshalb rechnet die Regierung mit der persönlichen Verantwortung aller Mitbürgerinnen und Mitbürger. Im Gegensatz zur Schweiz darf die schwedische Regierung nicht per Notrecht regieren. In der Schweiz gibt es seit 2013 ein revidiertes Epidemiegesetz. Dieses wurde jetzt in Kraft gesetzt und erlaubte es unserem Bundesrat, in dieser aussergewöhnlichen Zeit ohne Parlament zu regieren.

 

Die Digitalisierung war schon vor Corona weit fortgeschritten

Die digitale Umstellung war für die Schweden nicht neu. «Die Digitalisierung ist weit fortgeschritten, Schweden ist ein digitalisiertes Land, und wir sind uns zum Beispiel nicht mehr gewohnt mit Bargeld zu bezahlen», ergänzt Bruno.

In Schweden besuchten während der Corona-Zeit alle Kinder die Schule. «Hätten wir die Schulen geschlossen, hätte das der Gesundheit wohl mehr geschadet als genützt», meint Bruno. Auch im Gesundheitsbereich ist Corona täglich topaktuell. In Altersheimen konzentrieren sich die Krankheitsfälle, die Todeszahlen sind hoch. Bruno erzählt, dass es deswegen in Zukunft zu einer grossen Debatte kommen werde. Auf Grund des politischen Systems in Schweden hat sich die Politik bis jetzt nicht ins Gesundheitssystem des Landes eingemischt.

Vielen herzlichen Dank, Bruno, dass du dir Zeit genommen hast, dich in unsere Schwedisch-Lektion einzuschalten, auch wenn du später am Abend noch beim SRF im Club ein Engagement hattest.

 

Über Bruno Kaufmann

Neben der Arbeit als Korrespondent beim SRF für Nordeuropa (seit 1990) ist Bruno Kaufmann Chefredaktor für die globale Mediainitiative people2power.info (die Initiative kümmert sich um demokratische Anliegen in der ganzen Welt), Direktor für International Relations der Swiss Democracy Foundation und Co-Präsident für Global Forum on Modern Direct Democracy.

Bruno ist in der Schweiz aufgewachsen und hat Nordische Sprachen, Politikwissenschaft, osteuropäische Geschichte und Friedensforschung an den Universitäten Zürich, Uppsala, Göteborg und Hawaii studiert. Seit 2013 ist er im SRG-Auslanddienst swissinfo zuständig für globale Themen betreffend Demokratien. Acht Jahre war er Mitglied der Stadtexekutive in Falun, wo er unter anderem zuständig war für Wahlen und Abstimmungen.

Übersetzung: Lies Kiefer
Originaltext Schwedisch: Luzia Zollinger

Menü